Die Maus Frederick galt als faul. Statt Nahrung für den Winter zu sammeln, sammelte sie stattdessen Wörter und Sinneseindrücke. Im kalten und harten Winter aber machte Frederick das Leben angenehm: Er konnte endlos Geschichten erzählen. Und das konnte auch einbesonderer Gast am EBG...
Die Maus Frederick galt als faul. Statt Nahrung für den Winter zu sammeln, sammelte sie stattdessen Wörter und Sinneseindrücke. Im kalten und harten Winter aber machte Frederick das Leben angenehm: Er konnte endlos Geschichten erzählen. Und das konnte auch einbesonderer Gast am EBG...
Diese Maus ist Namenspate der aktuell laufenden „Frederickwoche“. Die Landesinitiative betont (oder ruft in Erinnerung), wie unterhaltsam, erfüllend, interessant und begeisternd es ist, zu lesen. In diesem Rahmen hatten am Dienstag, den 16.10., die Fünft- und Sechstklässler des Eckenberg-Gymnasiums Adelsheim eine Begegnung der besonderen Art: Sie trafen auf Tobias Elsäßer, den Autor von Kinder- und Jugendromanen wie „Vielleicht Amerika“, „Linus Lindbergh“ und „Eden Park“.
Er war der richtige Botschafter für dieses Thema! Authentisch und zugewandt präsentierte er sich seinen Zuhörern, die nur so an seinen Lippen hingen. Er las aus seinem Buch vor und erzählte vom Schriftstellersein: „Am glaubhaftesten sind Geschichten, wenn man sie so oder ähnlich selbst erlebt hat“, sagte er. „Nur dann kann man wirklich beschreiben, welche Gefühle in den Figuren stecken.“
Auch für sein aktuelles Buch „Eden Park – Der neunte Würfel“ schöpft er aus eigenen Erfahrungen: Vincent ist 11 Jahre jung und eigentlich ein ganz normaler Junge. Aber er hat eine Bildschirmallergie! Klingt nach Klamauk. Tobias Elsäßer aber zeichnet eine digitalisierte Überwachungswelt, die möglicherweise gar nicht mehr so weit entfernt ist: Jeder Schritt wird aufgezeichnet, Schüler sind vernetzt und durch Smartwatches kontrolliert, Orientierung läuft übers Handy, Bücher gibt es nur noch digital. Diese digitale Welt ist aber eine große Fassade. Das bekommt Vincent raus und muss handeln…
In dieses spannende Szenario konnte Tobias Elsäßer die Schülerinnen und Schüler hineinziehen, Gefühle zum Ausdruck bringen, Spannung in die Höhe treiben. Die Idee zum Buch kam ihm bei einem Besuch in einer schweizerischen Projektschule: Highspeed-Satelliten-Internet und I-Pads gehören hier zur Grundausstattung, Bücher waren überflüssig.
Der anschließende Austausch über das Gehörte ging bald über in einen Vortrag über Schattenseiten der Digitalisierung. Dabei wurde deutlich, dass Vincents Welt sich in vielen Bereichen gar nicht mehr so sehr von der unsrigen unterscheidet: künstliche Intelligenz; menschlich klingende Sprachcomputer; die immer mithörende Amazon-Alexa; Youtube & Co. als Ersatz für eigene Erlebnisse.
Darüber hinaus brachte Elsäßer die Schüler aber auch zum Staunen, als er erklärte, dass er für ein Buch 1 Jahr benötigt, er ein sehr schlechter Deutschschüler war und seine Eltern früher meinten, Bücher seien Zeitverschwendung. Das Gegenteil hat Tobias Elsäßer mit seinem Besuch bewiesen. Man darf sich auf nasskalte Lesezeiten freuen. (jpw)