Zum Ende des Schuljahres verabschiedete das Eckenberg-Gymnasium Theo Prestel, Christl Eiermann und Kathy Horlacher. Mit ihnen verlieren wir fast sechzig Jahre an Erfahrung und Einsatz.
Theo Prestel
Das Landesschulzentrum für Umweltbildung in Adelsheim (LSZU), der blaue VW Sharan mit einem Kilometerstand von 824.000 (!) und Theo Prestel - die drei Unzertrennlichen werden fortan nicht mehr gemeinsam in Erscheinung treten. Der Wagen fährt endgültig nicht mehr und Theo Prestel wurde nach 30 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.
Jahr für Jahr und Tag für Tag steuerte Theo Prestel den Volkswagen von seinem Geburts- und Wohnort Ubstadt-Weiher zu seinem zweiten Zuhause auf dem Eckenberg - und wieder zurück. Oft auch an Wochenenden, in den Schulferien sowieso. Seine Leidenschaft für die Arbeit an der über die Landesgrenzen hinweg bekannten Bildungseinrichtung wurde im Rahmen der Verabschiedung mehrfach als außerordentlich beschrieben. „Wie verabschiedet man eine Institution?“, fragte Schulleiter Martin Klaiber zu Recht.
Nach dem Studium der Chemie, Geographie und Sportwissenschaften in Heidelberg und dem Refendariat Mitte der 80er Jahre war Theo Prestel als Nebenlehrer in Schwetzingen, Karlsruhe und Heidelberg tätig. Ab dem Sommer 1989 wurden die Wege länger: Am Burghardt-Gymnasium Buchen angestellt, wurde er bereits ein Jahr später ans LSZU in Adelsheim abgeordnet. Die Arbeit hier gefiel ihm so gut, dass aus einem viertel Deputat bald ein halbes wurde, bis Theo Prestel ab 2001 ganz ans EBG wechselte und schwerpunktmäßig am LSZU arbeitete. Er übernahm hier Leitungsfunktionen; in den letzten vier Jahren war er als Nachfolger von Reinhard Scheible Abteilungsleiter des LSZU.
In unzähligen Schülerunterrichtswochen und Lehrerfortbildungen riss er durch seine Begeisterung Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer mit. Seine humorvolle und menschliche Art motivierte für sein Thema: die Umweltbildung. Betreuung der Science-Academy, Pflege von Streuobstwiesen, Kooperationen mit benachbarten Betrieben – das von Theo Prestel gepflegte und betreute Netzwerk ist kaum zu ermessen. Der Schulleiter zeigte sich beeindruckt davon und nannte es eine „Lebensleistung“.
Theo Prestel aber verdeutlichte in erfrischenden Worten, was viele an ihm so schätzen: Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Zu allererst dankte er daher seiner Ehefrau Ute für die lange gemeinsame Zeit – in der sie ihn oft entbehren musste. Sodann dankte er LSZU-Sekretärin Elena Neeb – sie habe ihn stets zuverlässig und auch kurzfristig mit den Unterlagen und Informationen versorgt, die er benötigte. Weiterer Dank galt den zahlreichen Menschen, mit denen er im und um das LSZU arbeiten durfte. Der angehende Pensionär betonte, das LSZU sei ein Beweis dafür, dass keine Hierarchien nötig seien, um zu funktionieren. Christian Puschner vom LSZU bestätigt: „Seine oberste Priorität im alltäglichen Handeln ist, dass sich alle am LSZU wohlfühlen – Mitarbeiter, Lehrkräfte und natürlich Schülerinnen und Schüler.“ In Theo Prestels Schlussworten wurde die Begeisterung für seine Arbeit deutlich. Mechanismen des Klimas und Abläufe der Natur kindgerecht darzustellen, das wissenschaftliche Arbeiten im Labor – „das war meine Welt.“
Nach den Dankesworten sprach Theo Prestel auch eine Gratulation aus: Der neue Schulleiter Martin Klaiber sei eine starke Besetzung; er kenne den Wert des LSZU und habe bereits in seinem ersten Jahr am EBG viel für diese Einrichtung getan.
Nun hat also zum Abschluss der Dienstzeit der VW kapituliert. Garantiert wird Theo Prestl einen Ersatzwagen finden, der ihn immer wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückführen wird.
Christl Eiermann
Christl Eiermann hätte bereits im Februar in Rente gehen können. Als Klassenlehrerin einer sechsten Klasse hatte sie jedoch den Wunsch, diese Klasse noch bis zum Ende des Schuljahres zu begleiten. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Sie bedauert sehr, dass die Schulschließung diesen angestrebten Schuljahresausklang verhinderte. Eine letzte gemeinsame Stunde mit allen Kindern, einen letzten Klassenausflug – beides konnte es nicht geben.
Christl Eiermann unterrichtete seit 13 Jahren am EBG. Ehe sie in Adelsheim angestellt wurde, hatte sie eine lange (Lehrer)Berufspause eingelegt: Kurz nach dem zweiten Staatsexamen 1980 kam ihr Sohn zur Welt; fortan galt Christl Eiermanns Einsatz ihm, der zweitgeborenen Tochter sowie der Leitung eines Modehauses in Mosbach. Im Jahr 2006 zog es sie zurück in die Schule. Nach kurzer Zwischenstation an der Gewerbeschule Mosbach wurde sie zum Schuljahresbeginn 2007/08 Kollegin am Eckenberg-Gymnasium.
Harry Stier, Fachleiter Englisch, bdankte sich für die geleistete Arbeit: „Du reißt eine Kluft in die Fachschaft“, bedauerte er. Da ihr zweites Fach Russisch in Adelsheim nicht angeboten wird, unterrichtete Christl Eiermann in vollem Deputat ausschließlich Englisch. Mit Ideenreichtum und konstruktiven Vorschlägen brachte sich die Präventionslehrerin zudem in die Arbeitsgruppe Prävention. Mit Herzblut leitete sie die „Gemeinsam Klaae“-Tage an, die Zusammenhalt stärken und Mobbin verhindern sollen. Dies verdeutlicht, dass es Christl Eiermann um viel mehr als die Vermittlung von Englischkenntnisen ging. Die Schülerinnen und Schüler waren es, die ihr besonders am Herzen lagen. Sie war daneben viele Jahre hochgeschätzte, örtliche Personalrätin und wirkte gestaltend im Schulentwicklungsteam mit. Dementsprechend betonten die Kolleginnen und Kollegen die Leidenschaft für ihren Beruf im Allgemeinen und das EBG im Besonderen.
Schulleiter Martin Klaiber lernte Christl Eiermann als erste Kollegin bereits in seinem Bewerberverfahren kennen. Diese Begegnungen und die Zusammenarbeit während des letzten Schuljahres seien stets sehr gut gewesen. Christl Eiermann habe sich immer engagiert und mit Blick für das Wesentliche gezeigt. Diese Verbindung von Begeisterung, Empathie und Vernunft machen sie aus.
Christl Eiermann bat in ihren Schlussworten darum, dass die Schule sich selbst so bewahren solle, wie sie jetzt ist. Es sei eine Besonderheit, wie herzlich und zugewandt die Menschen am EBG miteinander umgingen. Die viel gelobte „Schulfamilie“ treffe auf das EBG vollkommen zu.
„Frau Eiermann kann“ hatten die Englischkollegen im Vorfeld zum Abschied eingesungen. Sie kann und sie wird. Bei so viel Elan und Engagement wird garantiert keine Langeweile aufkommen.
Kathy Horlacher
Auf ihren Ruhestand wird Kathy Horlacher noch einige Jahre warten. Und sie wird ihre Entlassungsurkunde vermutlich nicht am Eckenberg-Gymnasium überreicht bekommen: Nach 15 Jahren in Adelsheim verlässt sie die Schule. Aus privaten Gründen trennt sie sich sehr schweren Herzens von der Schule, für die sie bislang lebte. Ihrem Versetzungsantrag im Lehreraustauschverfahren wurde nun stattgegegen. Fortan wird der Lebensmittelpunkt in Dresden liegen. Hier wird sie sich gewohnt tatkräftig beim Aufbau eines neuen Gymnasiums einbringen. An ihrem alten Gymnasium Adelsheim hinterlässt sie eine menschliche und berufliche Lücke. Oberstufenberaterin, Organisatorin der Viertklässlerinformationstage, Internatsmentorin – Kathy Horlacher ist aus organisatorischen und pädagogischen Bereichen des Schullebens kaum wegzudenken. Martin Klaiber sagte zum Abschied ironisch, es sei besser, sie gehe bereits jetzt, denn in ein paar Jahren würde er ihre wertvolle Unterstützung noch mehr vermissen.
Allen Verabschiedeten wünscht das Eckenberg-Gymnasium alles Gute für den neuen Lebensabschnitt. (jpw)