„Vom Namen zur Nummer 328“ – Zeugenbericht über Stasi-Haft - Eckenberg-Gymnasium Adelsheim

„Vom Namen zur Nummer 328“ – Zeugenbericht über Stasi-Haft

Mario Röllig wuchs in der DDR auf. Mit 19 Jahren wurde er verhaftet und in die zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR (Stasi) in Berlin-Hohenschönhausen gesperrt. Die Kursstufe 2 des Eckenberg-Gymnasiums folgte am Mittwoch, den 15.12.2021, gespannt seinem Vortrag über diese Zeit.

„Sie versagen bei der politischen Erziehung ihres Sohnes.“

Neunzig Minuten konnte man die absolute Stille der Schüler, ihre Angespanntheit und ihre Empathie mit Mario Röllig förmlich spüren. Der 54-Jährige berichtete über seine behütete Kindheit im Berliner Südosten, aber auch über seine ersten Erfahrungen mit den Wirkmechanismen der DDR-Diktatur zu Beginn seiner Schulzeit. Ein gelbes T-Shirt mit dem Konterfei seines Idols, Franz Beckenbauer, sollte ihm das erste Mal aufzeigen, mit welchen Methoden der Unrechtsstaat DDR schon die kleinsten seiner Staatsbürger zu drangsalieren wusste. Weitere Elterngespräche in der Schule sollten folgen.

„Mein Tagebuch hätte ich gar nicht führen müssen. Die Stasi war viel genauer als ich.“

Mit 17 Jahren fasste Mario Röllig den Entschluss, die DDR und damit seine Heimat, seine Familie und seine Freunde zu verlassen. Der Fluchtversuch scheiterte. Röllig wurde in das Stasigefängnis nach Hohenschönhausen gebracht, wo er in drei Monaten Isolationshaft unbeschreibliche psychische Qualen ertragen musste. Freigekauft von der Bundesrepublik konnte er ein neues Leben im freien Teil Deutschlands beginnen.

„Jetzt habe ich die Schlüssel.“

Vor etwa zwanzig Jahren beschloss er, Mitarbeiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen zu werden. Seitdem ist Mario Röllig national und international unterwegs, um seine persönliche Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig auch ein bedeutendes Stück deutsch-deutscher Geschichte ist.

Die Schüler*innen der Kursstufe 2 des EBG konnten in der anschließenden Diskussion gute, reflektierte Fragen an Mario Röllig stellen, die dieser mit großer Offenheit beantwortete. So konnten sie das Gelernte aus dem Geschichtsunterricht mit einer konkreten Person verknüpft werden; sicherlich werden sie diesen Vortrag so schnell nicht vergessen. (tb)