Minister Peter Hauk zu Gast am EBG – Europa-Tag in der Schule lebendig gemacht
Zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion war der Minister für den ländlichen Raum, Peter Hauk, zu Gast am Eckenberg-Gymnasium in Adelsheim. In Anwesenheit des Schulleiters, OStDir. Meinolf Stendebach, und der vier Gemeinschaftskundelehrer nahm der Minister den Europa-Tag am 09. Mai zum Anlass, vor etwa 100 Schülern der zehnten Klassen zu sprechen und im Anschluss die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten.
Text: Marieke Mann / Michaela Süss
Minister Hauk begann seinen Vortrag mit einem geschichtlichen Abriss zu Europa. In der Vergangenheit seien Kriege an der Tagesordnung gewesen, selbst seine eigenen Vorfahren seien immer wieder als Soldaten in kriegerische Auseinandersetzungen verstrickt gewesen. Erst nach dem II. Weltkrieg sei bei jungen Leuten eine Haltung entstanden, die sich nach den Erlebnissen von Kriegsteilnahme und häufig auch Gefangenschaft entschieden hätten, daran zu arbeiten, dass es nie mehr Krieg in Europa geben solle. Das Resultat sei für Europa, dass wir inzwischen seit über 70 Jahren keinen Krieg mehr auf europäischem Boden erlebt hätten und dass es im gleichen Zeitraum durchgängig in den Staaten Europas eine Demokratie gebe. „Da haben wir Glück gehabt“, sagte Peter Hauk und meinte damit, dass die West-Alliierten nach dem Ende des II. Weltkrieges ihre eigenen Grundwerte, wie die Menschenrechte, auf Deutschland und Europa übertragen hätten. Somit könne man inzwischen von der längsten Friedensperiode in Europa sprechen. Die heutige Jugend habe den Vorteil, in solch stabile Systeme hineingewachsen zu sein. „Das Modell Europa hat gezogen!“, so der Minister, das dazugehörige Wirtschaftsmodell gelte ebenfalls als erfolgreich.
MdL Peter Hauck, OstD Meinolf Stendebach sowie die Gemeinschaftskundelehrer StRef'in Marieke Mann, StR’in Michaela Süss, StD Peter Köpfle und StR Johannes Härle mit Zehntklässlern (Foto: Schülerzeitungsfotograf Christian Kowatschitsch, Klasse 7)
Die Probleme Europas benannte Hauk aber ganz offen: „Wir leben schon zu Lasten und auf Kosten Anderer!“, meinte er und zeigte als Beispiel die Herstellung von Kleidung in Ländern wie Bangladesh, Taiwan und China auf, in denen die Produktionsbedingungen bekanntermaßen schlecht seien. Wir als Konsumenten freuten uns darüber, diese Kleidungsstücke zu günstigen Preisen einkaufen zu können, wie er als Vater es bei Shopping-Touren mit seiner Tochter auch immer wieder erleben könne. Weitere Probleme Europas benannte Minister Hauk mit der oft überbordenden Bürokratie in der EU, mit der aktuellen Flüchtlingskrise, mit den rechtspopulistischen Strömungen weltweit und den unterschiedlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten innerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten: Griechenland sei immer noch „Sorgenkind“, die baltischen Staaten hingegen seien „Musterschüler“ der EU.
Peter Hauk schloss seinen Vortrag nachdenklich: „Wer sind wir eigentlich?“ Wenn man nämlich bedenke, dass Deutschland nur ca. 1 % der Weltbevölkerung und in wirtschaftlicher Hinsicht nur ca. 5 % des insgesamt auf der Welt erwirtschafteten Bruttosozialprodukts stelle, werde einem klar, dass Deutschland als Staat alleine vergleichsweise unbedeutend im Geflecht aller anderen Staaten sei. Deshalb sei der Zusammenschluss von Staaten innerhalb der EU absolut notwendig, um auch in Zukunft in der Welt bestehen zu können. Der Minister betonte abschließend nochmals den Sinn der EU als Gemeinschaft, die auf den Werten der Freiheit, Demokratie und auf ähnlichen kulturellen Traditionen gründe, und bekannte sich ausdrücklich zu einem Weiterbestehen der Europäischen Union.
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler rückten anschließend sowohl die Gegenwart der EU, insbesondere bei der Ausgestaltung multilateraler Handelsverträge, wie z.B. TTIP, als auch der zukünftige Aufbau der EU als „Vereinigte Staaten von Europa“ oder als „Europa der Vaterländer“ in den Mittelpunkt. Dabei tauchten auch konkrete kritische Nachfragen zum aktuellen Stand der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei auf und dem Einfluss, den einzelne Mitgliedsstaaten der EU, wie Deutschland, tatsächlich auf die Politik der EU ausüben können. Das große Interesse der Schüler wurde an der Menge der Fragen, die aufgrund des engen Zeitrahmens nicht mehr gestellt werden konnten, deutlich und offenbarte, wie wissbegierig die Schülerinnen und Schüler des Eckenberg-Gymnasiums die Möglichkeit zu einer Expertenbefragung annehmen.