Wer an warmen Tagen im Mai und Juni vor allem bei Einbruch der Dämmerung aufmerksam den Himmel rund um den Eckenberg in Adelsheim beobachtet, kann mit etwas Glück den äußerst imposanten männlichen Hirschkäfer mit seinem ausgeprägten „Geweih“ fliegen sehen.
Mehrere Lebend- und Totfunde der letzten Jahre belegen, dass die streng geschützte Art des Hirschkäfers auf dem Eckenberg verbreitet ist. Die Funde der letzten Jahre waren Anlass für eine konstruktive Sitzung am Landesschulzentrum für Umwelterziehung Mitte Oktober.
Schulleiter Martin Klaiber, Abteilungsleiter Theo Prestel, Biologiefachbeauftragter Christian Puschner und Anette Roth nahmen zusammen mit den FÖJ´lerinnen Gina und Julia an der Sitzung teil. Als Experten waren Lukas Schäfer vom Fachdienst Landwirtschaft, David Branert vom Fachdienst Naturschutz, Björn Mai vom Fachdienst Forst des Landratsamtes des Neckar-Odenwaldkreises und Matthias Jurgovsky vom Landschafts-Erhaltungs-Verband Neckar-Odenwald-Kreis e.V. zugegen.
Die gesammelten Daten der letzten Jahre wurden gesichtet und bei einer Geländebegehung mögliche Artenschutzmaßnahmen besprochen. Mittelfristig sollen hier auch Experten des Regierungspräsidiums Karlsruhe einbezogen werden. Langfristiges Ziel ist der Erhalt und die weitere Stabilisierung der Hirschkäferpopulation auf dem Eckenberg.
Arbeit des LSZU verantwortlich
Vor allem die Mitarbeiter des LSZUs sind besonders stolz, da vermutlich über Jahre zurückliegende Maßnahmen, wie das Errichten von sogenannten Hirschkäferwiegen, als spezielle Brutstätten für den Hirschkäfer, hier einen entscheidenden Effekt ausgeübt haben. Im Verlauf von Schülerunterrichtswochen und Lehrerfortbildungen zum Thema Wald entstanden unter Leitung von Karl-Friedrich Raqué und Hans Schopfer diese Hirschkäferwiegen im Eckenbergwald rund um das LSZU. Die Grundlage bildet ein alter Eichenstumpf, der schon im Abbau begriffen ist. Darauf wird Eichenrinde aufgeschichtet und das Ganze durch aufgeschichtete Eichenstämme vor Wildschweinen geschützt. In diesem Zusammenhang muss bemerkt werden, dass Hirschkäfer verrottendes Eichenholz im Boden für die Ablage der Eier und vor allem für die Entwicklung der Larven benötigen. Die Entwicklungszeit der Larve bis zum erwachsenen Tier dauert bis zu 8 Jahre.
Die Hirschkäfer-Männchen erreichen eine Größe von bis zu 9 Zentimetern, die Weibchen werden bis zu 5 Zentimeter groß. Insgesamt ist der Käfer schwarzbraun gefärbt. Das auffälligste und namensgebende Merkmal ist die Geweihbildung der Kiefer, die nur bei Männchen vorkommt. Funde können auf der Hirschkäfermeldeplattform der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) angezeigt werden. Auf dieser Plattform finden sich auch umfangreiche Informationen zu dieser seltenen Art. Den typischen Lebensraum kennzeichnen lichte Wälder und Waldränder mit Eichenvorkommen. Wichtig sind dabei ganz unterschiedliche Offenlandbereichen wie zum Beispiel Streuobstwiesen und Gärten im Umfeld. Damit ist der Eckenberg mit den Gärten des Wohngebiets, dem parkähnlichen Schulgelände und dem angrenzenden Wald ein ideales Verbreitungsgebiet. Die erwachsenen Käfer sind relativ kurzlebig und sterben nach der Paarung. Ihre Nahrung, vor allem austretender Pflanzensaft, finden sie vor allem an der Borke von Eichen.