„Die Kugel ist für Dich!“, grölte die Neo-Naziband „White Aryan Rebels“ Mo Asumang in einem Lied entgegen. Diese offene Morddrohung stand am Anfang ihrer filmischen Auseinandersetzung mit Rassismus. Ihre Recherchen führten sie bis zu geheimen Treffen des ultrarassistischen Ku-Klux-Klans in den USA. Nach den Osterferien war Mo Asumang zu Gast am Eckenberg-Gymnasium, führte ihren Film „Die Arier“ vor und sprach über Mittel gegen Rassismus.
„Die Kugel ist für Dich!“, grölte die Neo-Naziband „White Aryan Rebels“ Mo Asumang in einem Lied entgegen. Diese offene Morddrohung stand am Anfang ihrer filmischen Auseinandersetzung mit Rassismus. Ihre Recherchen führten sie bis zu geheimen Treffen des ultrarassistischen Ku-Klux-Klans in den USA. Nach den Osterferien war Mo Asumang zu Gast am Eckenberg-Gymnasium, führte ihren Film „Die Arier“ vor und sprach über Mittel gegen Rassismus.
Arier waren ihre weißen Großeltern mütterlicherseits. Zumindest nach nationalsozialistischem Rasseverständnis. Ihre Wurzeln väterlicherseits reichen ins schwarze Ghana. Als schwarze Deutsche könnte sie eigentlich glücklich sein, „wenn es da nicht Leute gäbe, die mir schon mein ganzes Leben feindlich entgegentreten.“ Als Kind plättete sie sich mit Chemikalien die krausen Haare, um „deutscher“ auszusehen. Als Erwachsene suchte sie die Spuren der eigenen Identität und dokumentiert das in dem Film „Root Germania“. Das brachte ihr die Nominierung für den Adolf-Grimme-Preis, die höchste Anerkennung für Fernseharbeit in Deutschland.
„Herz statt Hetze NOK“, eine Initiative für eine offene Gesellschaft im Neckar-Odenwald-Kreis, hatte Mo Asumang eingeladen, ihren Film „Die Arier“ (2014) im Rahmen einer Schul-Tour durch den Kreis zu zeigen und mit Schülern zu diskutieren.
Der Film erforscht, wie es zur Umdeutung des neutralen Begriffs „Arier“ zur Bezeichnung für eine vermeintliche Herrenrasse gekommen und wie haltlos dieses Konstrukt ist. Während der Recherche begegnet die Suchende Passanten, die sich für Arier halten, als sei das ganz normal, dem fahrigen Pseudowissenschaftler Dr. Axel Stoll, der die Arier auf der Rückseite des Mondes wähnt, und „arischen“ Rechtsradikalen, die sich nicht trauen, einer neugierigen schwarzen Frau in die Augen zu sehen. Von einem führenden Rassisten in den USA, Tom Metzger, musste sie sich sagen lassen, ihr Vater sei ein Gen-Entführer. Er habe durch das Kind mit einer Weißen die schwarze Rasse aufwerten wollen. Außerdem lud Metzger sie in den Zoo ein, um ihre Verwandtschaft zu besuchen. Die wahren Arier findet sie im Iran: Die schwarzhaarigen, friedliebenden Menschen halten Hitler für verrückt und schütteln über Rassismus nur den Kopf: In ihren Geschichtsbüchern stehe, dass es keine Unterschiede zwischen den Völkern gebe.
Link zum Buch "Mo und die Arier" und zur ungekürzten Fassung des Films "Die Arier"
Am EBG nahmen die Klassen 9 und 10 sowie die JS 1 im Rahmen des Geschichts- und Gemeinschaftskundeunterrichts an der Veranstaltung teil. Ein Schüler fragte anschließend, ob sie denn gar keine Angst gehabt hätte, ohne Begleitschutz den Ku-Klux-Klan zu besuchen. Doch, gesteht Asumang ein, jedoch habe sie etwas Wichtiges gelernt: Angst sei der Antrieb des Rassismus. Diese Angst zu überwinden bedeute, den Radikalen ihre Macht zu nehmen. Eine Schülerin wundert sich, wie man in Gesprächen mit Menschen wie Tom Metzger oder anderen Radikalen so ruhig bleiben könne. Auch das sei ein Mittel, dem Hass zu begegnen, erklärte Asumang. Nur durch Kommunikation könne man Unterschiede überwinden und Menschen die Augen öffnen.
Oft sei es aber frustrierend gewesen, wie starrsinnig, hasserfüllt und abweisend man ihr teils begegnete. Mit viel Geduld und starkem Willen könne sie aber jedem irgendwann etwas entlocken. Wichtig für sie: Nie belehren und diskutieren (das sei bei vielen sowieso nicht möglich), sondern immer nur Fragen stellen und so zur Reflexion zwingen. Hierbei griff sie auf aktuelle Beispiele zurück: „Die Flüchtlinge können von mir aus alle ertrinken!“, höre man immer wieder. Hier frage sie dann: „Wie muss ich mir das vorstellen? Kannst du mal beschreiben, was sich da abspielt, wenn eine Mutter ihr untergehendes Kind retten will? Wenn sie dabei selbst panisch ums Überleben kämpft? Was ist da los, wenn sie das Ärmchen nicht erwischt und ihr Baby immer weiter sinkt?“
Mo Asumang gab ihre Lehren aus den unterschiedlichen Begegnungen weiter: Bemängelt nicht, was falsch läuft, sondern macht es selber richtig. Recherchiert die Fakten gründlich und werdet Aktivisten. Schützt so eure Demokratie!
Sie weiß, dass Aktivismus nicht jedermanns Sache ist. Wenn aber ein paar Menschen es schaffen, ein paar andere Menschen durch Kommunikation und stetiges Nachfragen, von ihrem Wahn abzubringen, dann sei schon viel erreicht. Wenn die couragierte Mo Asumang das sagt, klingt es ganz einfach. Es war eine beeindruckende Begegnung am EBG. (jpw)